BMW Frankfurt Marathon

Favoriten und Stars: Von Wilson Kipsang bis André Pollmächer

Wilson Kipsang
Land: Kenia
Bestzeit: 2:04:57
Alter: 29

Robert Kiprono Cheruiyot
Land: Kenia
Bestzeit: 2:05:52
Alter: 23

Deriba Merga
Land: Äthiopien
Bestzeit: 2:06:38
Alter: 29

Wilfred Kigen
Land: Kenia
Bestzeit: 2:07:33
Alter: 36

Günther Weidlinger
Land: Österreich
Bestzeit: 2:10:47
Alter: 33

André Pollmächer
Verein: Rhein-Marathon Düsseldorf
Bestzeit: 2:13:09
Alter: 28

Jan Fitschen
Verein: TV Wattenscheid
Bestzeit: 2:20:15
Alter: 34

Der Topstar des BMW Frankfurt Marathon heißt Wilson Kipsang. Doch der kenianische Vorjahressieger, der 2010 mit einem famosen Kursrekord von 2:04:57 Stunden am Main triumphiert hatte, trifft auf sehr starke Konkurrenz. Nachfolgend stellen wir die Favoriten und Stars für das Rennen vor:

Wilson Kipsang sorgte im vergangenen Jahr in Frankfurt für Furore, als er in der sensationellen Weltklassezeit von 2:04:57 Stunden triumphierte. Damit bewies Wilson Kipsang in seinem zweiten Marathonrennen, dass auch er das Potenzial hat, den offiziellen Weltrekord zu brechen. „Ich will am Sonntag versuchen, den Weltrekord zu verbessern und von Beginn an Zwischenzeiten laufen, die im Weltrekordbereich liegen“, sagt Wilson Kipsang.

Hartes Training mit wöchentlichen Kilometerleistungen zwischen 140 und 200 bildet die Grundlage für den Erfolg von Wilson Kipsang. Er ist rund 50 km von Iten als Kind einer Farmerfamilie aufgewachsen. Wilson Kipsang ist als Kind nicht weit gelaufen. „Ich habe erst in der Oberschule bei Wettkämpfen gemerkt, dass ich Talent habe“, erzählt Wilson Kipsang. Doch es dauerte noch einige Jahre, bevor der Kenianer mit richtigem Training begann. Nach der Schule arbeitete er zunächst als Zwischenhändler von Farm-Produkten. „Doch nach drei Jahren wollte ich das nicht mehr machen“, sagt Wilson Kipsang, der dann in Iten mit dem Lauftraining begann. Es war damals das Jahr 2003 und Paul Tergat brach in Berlin den Marathon-Weltrekord. „Das war eine große Motivation für viele kenianische Läufer“, sagt Wilson Kipsang.

Erst im Frühjahr 2010 lief Wilson Kipsang in Paris sein Marathondebüt. Dabei wurde er mit 2:07:10 Stunden Dritter in Paris. Nach dem Frankfurt-Triumph 2010 gewann er in diesem Jahr den Lake Biwa-Marathon in Japan mit einem Streckenrekord von 2:06:13.

Die Karriere von Robert Kiprono Cheruiyot begann vor drei Jahren in Frankfurt mit einer Sensation. Der Nobody stürmte bei seinem Marathon-Debüt und seinem ersten Rennen außerhalb Kenias zum Sieg in der hochklassigen Kursrekordzeit von 2:07:21 Stunden. Der 20-Jährige hatte starke internationale Konkurrenz hinter sich gelassen. „2008 habe ich in Frankfurt eine besondere Leistung gezeigt, und ich will das auch am Sonntag wiederholen“, sagte Robert Kiprono Cheruiyot.

Im Frühjahr 2009 ging der Kenianer zum ersten Mal beim hochkarätigen Boston-Marathon an den Start und belegte einen beachtlichen fünften Platz in 2:10:06 Stunden. Im Herbst kam er als Titelverteidiger zurück nach Frankfurt und lief wiederum ein starkes Rennen. Als Zweiter verbesserte er sich auf 2:06:23 Stunden. Dann gewann er im April 2010 den Boston-Marathon im zweiten Anlauf und schraubte den Kursrekord bei dem Klassiker auf 2:05:52 – eine Zeit die man dort aufgrund der schweren Strecke vorher nicht für möglich gehalten hatte.

Robert K. Cheruiyot wuchs in Bomet auf. Die Kleinstadt liegt im südlichen Teil des Great Rift Valley, aus dem so gut wie alle kenianischen Weltklasseläufer stammen. Die Gegend ist für ihre Teeplantagen bekannt. Wie Cheruiyot erzählte, hatte er einen Schulweg von sieben Kilometern, den er viermal am Tag absolvierte. Denn zum Mittagessen kam er zwischendurch nach Hause. Mit täglichen Läufen von insgesamt 28 km wird er schon als Kind beziehungsweise Jugendlicher unbewusst die Grundlage gelegt haben für seine leistungssportliche Entwicklung. Als Schüler erreichte er über 5.000 m bereits 14:30 Minuten, dann lief er über 10 km 30:33.

Deriba Merga gilt als Läufer, der stets die Initiative ergreift und das Tempo hochhält – selbst wenn es Richtung Weltrekord gehen sollte. Der 29-jährige Äthiopier verfügt über eine enorme Grundschnelligkeit, hat eine Reihe von hochklassigen Bestzeiten sowie einen Weltrekord aufgestellt und gewann den Boston-Marathon 2009.

Im Marathon gelang Deriba Merga im Dezember 2007 ein Durchbruch. Beim Fukuoka-Marathon belegte er Platz zwei in 2:06:50 Stunden. 2008 steigerte er sich beim London-Marathon auf jene 2:06:38 Stunden, die noch heute seine Bestzeit sind. In Peking zeigte er dann 2008 bei seinen ersten Olympischen Spielen eine starke Leistung. Lange Zeit war er einer der wenigen Konkurrenten, die dem hohen Tempo des späteren Olympiasiegers Sammy Wanjiru folgten. Doch am Ende reichte es nicht ganz für eine Medaille für Deriba Merga. Als er ins Olympiastadion einlief, lag er noch auf Rang drei, doch dann überholte ihn sein Landsmann Tsegaye Kebede und schnappte ihm die Bronzemedaille weg.

2009 folgten gleich zwei Marathonsiege in einer Zeitspanne von nur gut drei Monaten. Zunächst gewann Merga das Rennen in Houston mit 2:07:52 Stunden, dann triumphierte er in Boston in 2:08:42. Dazwischen gewann er auch noch den Halbmarathon in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) mit 59:18 Minuten und stellte dabei auf dem Weg den 15-km-Weltrekord ein. Nach 41:29 Minuten hatte er diesen Streckenpunkt erreicht. 2010 wurde Merga, der aus Nekemt stammt, eine Oberschulausbildung erreichte und heute mit dem äthiopischen Nationalteam in Addis Abeba trainiert, zunächst Dritter beim Boston-Marathon. Nachdem er beim Chicago-Marathon vor einem Jahr ausgestiegen war, belegte Deriba Merga dann im März beim Lake Biwa-Marathon in Otsu (Japan) Platz zwei hinter Wilson Kipsang. Beim BMW Frankfurt-Marathon kommt es nun zur Revanche zwischen den beiden.

Wilfred Kigen schaffte in Frankfurt einen Hattrick, was bisher keinem anderen Athleten in der Geschichte dieses Laufes gelang. Von 2004 bis 2007 hieß der Sieger Wilfred Kigen, der dabei den damaligen Kursrekord auf 2:07:58 Stunden steigerte. Nachdem er in den vergangenen Jahren immer wieder Verletzungsprobleme hatte, will sich der 36-Jährige nun zurückmelden.

Ursprünglich stammt Wilfred Kigen, der vom holländischen Manager Gerard van de Veen betreut wird, aus Eldoret, dem Mekka der kenianischen Läufer. Früher war er dort täglich zur Schule gerannt – so lief er acht Jahre lang 20 km pro Tag. Unbewusst legte Wilfred Kigen damit eine Grundlage für seine spätere Karriere. „Vielleicht wäre ich ohne dieses Training nie ein Läufer geworden“, sagt Wilfred Kigen, der erst im letzten Jahr seiner achtjährigen Schulzeit die ersten Rennen bestritt. „Ich war nicht schlecht, aber ich habe längst nicht immer gewonnen“, erzählt Wilfred Kigen, auf dessen Karriere ein anderer kenianischer Weltklasseläufer entscheidenden Einfluss hatte: Wilson Boit Kipketer, der 1997 Weltmeister über 3.000 m Hindernis war und kurz danach den Weltrekord auf 7:59,08 Minuten verbesserte, ist ein guter Freund.

Wilfred Kigen hat selbst Kinder, seine Frau arbeitet als Lehrerin und kann sogar Deutsch. „Mit meinem Manager Gerard spricht sie Deutsch am Telefon“, erzählt Wilfred Kigen, der mit seiner Familie inzwischen in Ngong, etwa 30 Kilometer von Nairobi entfernt, wohnt. „Ich kann dort sehr gut trainieren, obwohl es mit 1.800 Metern nicht so hoch liegt wie Eldoret oder Iten.“ In Ngong wohnen auch der ehemalige Marathon-Weltrekordler Paul Tergat, den er regelmäßig sieht, und der aktuelle Weltrekordler Patrick Makau.

Auch Günther Weidlinger kommt mit besten Erinnerungen zum BMW Frankfurt-Marathon zurück. Der Österreicher stellte hier vor zwei Jahren seinen Landesrekord von 2:10:47 Stunden auf, obwohl er damals verletzungsbedingt eigentlich zu wenig Vorbereitungszeit hatte. Das große Ziel ist nunmehr eine Zeit unter 2:10 Stunden. „Für europäische Marathonläufer ist das immer noch eine magische Marke“, sagte Günther Weidlinger, der sich in Frankfurt zudem für den Olympia-Marathon 2012 in London qualifizieren möchte.

In Österreich ist der 33-jährige Günther Weidlinger schon so etwas wie eine Leichtathletik-Legende, hat er doch auf den Mittel- und Langstrecken fast alle nationalen Rekorde in seinem Besitz. Unter anderen auf den Bahndistanzen 1500 Meter (3:34,69 Minuten), 3000 Meter Hindernis (8:10,83), 5000 Meter (13:13,44) und 10.000 Meter (27:36,46). Hinzu kommen die österreichischen Bestmarken auf der Straße über 10 Kilometer (28:10 Minuten) und im Halbmarathon (61:42) sowie im Marathon. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney erreichte der Weltklasseläufer über 3000 Meter Hindernis den achten Platz. Bei der WM 2007 gingen Bilder seines brutalen Sturzes um die Welt. Weidlinger war in Osaka im Vorlauf so unglücklich gestolpert, dass er mit dem Gesicht auf den Hindernisbalken knallte. Unabhängig von diesem Sturz konzentrierte sich der Österreicher danach auf die Straßen-Langstrecken.

Bei seinen drei Marathon-Starts seit Frankfurt 2009 hatte Günther Weidlinger allerdings jeweils Pech: Zunächst behinderte ihn im April 2010 eine Verletzung beim Wien-Marathon, bei dem er Rang zwölf in 2:14:05 Stunden belegte. Dann litt er wie viele andere Athleten unter der extremen Hitze beim Europameisterschafts-Marathon von Barcelona. In Spanien wurde er im August 18. in 2:23:37. Einen erneuten Hitzemarathon erlebte Günther Weidlinger dann in Düsseldorf. Anfang Mai brach er nach einem mutigen Beginn zusammen und musste das Rennen aufgeben.

In Frankfurt erwartet ihn sicherlich kein Hitzerennen. „Frankfurt ist ein Top-Marathon, ich habe ihn mir im vergangenen Jahr im Fernsehen angeschaut. Das Rennen wird sehr stark besetzt sein und ich kann sicher sein, dass ich dort erstklassige Tempomacher bekomme. Außerdem wurde ich dort schon 2009 wie ein Lokalmatador gefeiert. Diese Stimmung und den einmaligen Zieleinlauf in der Festhalle will ich unbedingt noch einmal erleben“, erklärte Günther Weidlinger, der an der Fern-Universität Hagen Wirtschaftswissenschaften studiert. „Frankfurt bietet auch eine Top-Strecke, auf der ich sicherlich deutlich schneller laufen kann als 2:10:47 Stunden.“

André Pollmächers Ziel ist klar: Der 28-Jährige will sich beim BMW Frankfurt Marathon für die Olympischen Spiele 2012 qualifizieren. Dafür muss er mindestens eine Zeit von 2:12:00 Stunden erreichen. André Pollmächer ist die größte deutsche Hoffnung im Männermarathon für London 2012.

Nachdem er unter dem Erfolgstrainer Bernd Dießner, der ihn einst entdeckte, frühzeitig an sehr hartes und umfangreiches Training herangeführt worden war, folgte 2007 der erste große Erfolg: André Pollmächer siegte überraschend beim 10.000-m-Europacup. Das war zuvor nur einem Deutschen gelungen: Dieter Baumann. Anfang Juni 2007 steigerte er dann seine 10.000-m-Bestzeit bei einem Rennen in Belgien auf 27:55,66 Minuten. Damit war er so schnell wie kein anderer Deutscher seit Dieter Baumann. Nachdem der Bahn-Langstreckler danach jedoch mehrfach unter Verletzungsproblemen litt, wechselte er frühzeitig auf die Straße und zum Marathon. 2008 lief er sein Debüt in Frankfurt und kam nach 2:14:18 Stunden ins Ziel, in Düsseldorf steigerte er sich dann 2009 auf 2:13:09 und belegte einen beachtlichen dritten Rang.

Sein vorerst letztes Marathonrennen lief er bei der WM 2009 in Berlin. Dort erreichte André Pollmächer Rang 18 und sorgte für das beste Resultat eines deutschen Marathonläufers bei einer WM seit dem 14. Platz von Konrad Dobler 1995. Da sein Trainer Bernd Dießner danach in den Ruhestand ging und André Pollmächer ohne Coach dastand, beendete er seine Karriere und übernahm Dießners Trainerstelle beim LAC Chemnitz. Diese gab er jedoch Ende 2010 wieder auf. Als neuer Coach des perspektivenreichsten deutschen Marathonläufers seit langem fungiert nun Ronald Weigel. „Wenn ich jetzt wieder anfange und an Marathon denke, kann das Ziel nicht 2:14 Stunden heißen. Nach der Olympia-Norm muss es weiter gehen. Ich setze alles auf eine Karte“, erklärte André Pollmächer damals. Der BMW Frankfurt Marathon wird nun sein Comeback-Rennen über die 42,195 km.

Bei seinem Marathon-Debüt hatte Jan Fitschen Anfang Mai Pech. Er erwischte in Düsseldorf ein Hitze-Rennen. Schon nach 15 Kilometern lief so gut wie nichts mehr für ihn. Trotzdem quälte sich Jan Fitschen ins Ziel, das er schließlich in 2:20:15 Stunden erreichte

Entmutigen lässt sich Jan Fitschen, der sich unter anderem im Höhentrainingslager in St. Moritz auf den BMW Frankfurt-Marathon vorbereitet hat, nicht so leicht. „Es gehört sehr viel dazu im Marathon, um Erfolg zu haben. Alles muss wirklich zusammenpassen. Natürlich ist man nicht zufrieden, wenn man sechs Monate trainiert hat und dann passiert so etwas wie in Düsseldorf. Aber das gehört zum Sport“, erklärte Jan Fitschen  nach seinem Debüt und fügte hinzu: „Marathon ist mein Ding. Ich ziehe das durch und bin sicher, dass ich Potenzial habe über diese Strecke.“ Das Ziel von Jan Fitschen wird es mittelfristig sein, den Anschluss an die europäische Marathon-Spitze zu schaffen. Dafür wäre eine Zeit im Bereich von 2:10 Stunden nötig.

Jan Fitschen hatte bei den Europameisterschaften 2006 in Göteborg für eine der größten Überraschungen dieser Titelkämpfe gesorgt, als er sensationell zur Goldmedaille über 10.000 m gestürmt war. In der Folge warfen ihn jedoch immer wieder Verletzungen zurück. Heute konzentriert er sich auf den Straßenlauf. Die Vorbereitung und der Marathon in Düsseldorf brachten für Jan Fitschen trotz des enttäuschenden Ergebnisses auch eine positive Erkenntnis: Der Studenten-Weltmeister über 10.000 m von 2003 hatte keinerlei Verletzungsprobleme mehr. „Mein Fuß und mein gesamter Körper haben das umfangreiche Training gut mitgemacht.“


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