Favoritinnen und Stars: Von Agnes Kiprop bis Sabrina Mockenhaupt
Sehr offen ist das Frauenrennen beim BMW Frankfurt Marathon, denn es gibt keine klare Favoritin. Zu den stärksten Läuferinnen zählt Agnes Kiprop. Die Kenianerin hat das Rennen vor zwei Jahren gewonnen. Nachfolgend stellen wir die Favoritinnen und Stars vor:
Die jüngste im Feld der Topläuferinnen ist in Frankfurt auch die schnellste: Merima Mohammed reist mit dem besten persönlichen Rekord an den Main. Die 19-Jährige erreichte bereits 2:23:06 Stunden. Damit ist sie eine der schnellsten Läuferinnen, die jemals in der Geschichte des Frankfurt-Marathons an den Start gingen. Ihre Bestzeit erzielte Merima Mohammed dabei bereits im Alter von 18 Jahren. Vor gut einem Jahr wurde sie damit Dritte beim Toronto-Marathon. Schon 2009 lief die Äthiopierin ihren ersten Marathon. In Cannes siegte sie dabei in 2:33:56 Stunden.
Merima Mohammed hofft, dass sie beim Frankfurt-Marathon ihre Bestzeit erreichen beziehungsweise vielleicht sogar weiter steigern kann. Es ist allerdings bereits ihr dritter Marathon in diesem Jahr. In den anderen beiden Rennen waren die Bedingungen derart, dass sie nicht ihr volles Potenzial umsetzen konnte. Zunächst wurde sie im Januar beim Mumbai-Marathon in Indien Zweite in 2:26:57 Stunden. Dabei musste sie sich um lediglich eine Sekunde geschlagen geben. Ihre Landsfrau Koren Yal war im Schlussspurt ein klein wenig schneller als Merima Mohammed. Auch beim nächsten Marathonrennen war es heiß: In Düsseldorf gewann sie im Mai souverän mit 2:28:15. Über fünf Minuten Vorsprung hatte sie bei Schattentemperaturen von am Ende über 20 Grad Celsius herausgelaufen. Die Kenianerin Leah Malot folgte in 2:33:21. Merima Mohammed könnte sich am Sonntag auch für den Olympia-Marathon qualifizieren. Je schneller sie läuft, desto besser die Chancen für London 2012.
Agnes Kiprop geht zum dritten Mal in Folge beim BMW Frankfurt-Marathon an den Start. Sowohl 2009 als auch 2010 war die Kenianerin dabei sehr erfolgreich. Vor zwei Jahren gewann sie das Rennen und der damalige Sieg ist nach wie vor der größte ihrer bisherigen Karriere. Mit 2:26:57 Stunden verfehlte sie 2009 ihre Bestzeit noch um weniger als eine Minute. Doch ein Jahr später stellte sie einen beachtlichen persönlichen Rekord auf: Nach 2:24:07 Stunden war sie im Ziel in der Festhalle. Dass diese Leistung nur zu Rang drei reichte, lag an der sehr starken Konkurrenz.
Agnes Kiprop begann ihre Karriere als Langstreckenläuferin Ende der 90er Jahre im Crosslauf und auf der Bahn. Im Cross erreichte Agnes Kiprop dabei hochklassige Platzierungen bei den Weltmeisterschaften. In der Juniorinnenklasse belegte sie 1997 zunächst Platz zehn und ein Jahr später sogar Rang sieben. Doch dann folgte – abgesehen von zwei Rennen in Kenia im Jahr 2001 – eine lange Unterbrechung ihrer Karriere. Nach einer Mutterschaftspause meldete sich Agnes Kiprop 2008 wieder zurück. Im französischen Reims lief sie ihr Marathondebüt und gewann auf Anhieb. Nach 2:32:37 Stunden war Agnes Kiprop im Ziel – ein beachtliches Comeback nach einer so langen Pause. In den folgenden Jahren konnte sie sich weiter steigern.
Mitte September zeigte Agnes Kiprop gute Form und gewann einen Halbmarathon in der Tschechischen Republik in 69:12 Minuten. Auf der schnellen Strecke in Frankfurt wird es ihr Ziel sein, erstmals unter 2:24 zu laufen. Damit wäre sie sicherlich erneut ganz vorne dabei.
Mamitu Daska erzielte in den vergangenen Jahren eine Reihe von hochklassigen Leistungen und etablierte sich dabei in der Gruppe der stärksten äthiopischen Marathonläuferinnen. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele in London 2012 ist auch für die 28-Jährige ein Ziel. Um einen der drei Plätze zu ergattern, benötigt sie eine sehr gute Zeit, möglichst im Bereich von 2:22 Stunden. Das heißt, sie müsste ihre Bestzeit um gut über eine Minute steigern. Die schnelle Frankfurter Strecke bietet ihr sicherlich eine gute Chance.
Ihren größten Erfolg im Marathon erreichte Mamitu Daska 2010 in Dubai. In einem dramatischen Duell mit ihrer Landsfrau Aberu Shewaye entschied sie auf dem letzten Kilometer das Rennen beim höchstdotierten Marathon der Welt für sich. Die Mühen hatten sich gelohnt: Eine Viertelmillion US-Dollar erhielt sie für Platz eins. „Ich habe davon geträumt, dieses Rennen zu gewinnen“, erklärte die Läuferin, die in Dubai ihre persönliche Bestzeit auf 2:24:18 Stunden verbesserte. Dabei ließ sie einige jener Landsfrauen hinter sich, die nun zu den Konkurrentinnen um die Olympiatickets zählen. Zuvor war Mamitu Daska im September 2009 beim Berlin-Marathon als Dritte 2:26:38 gelaufen. Auch bei Cross-Weltmeisterschaften erreichte die Äthiopierin schon gute Platzierungen: 2009 belegte sie Rang zwölf, ein Jahr später wurde sie Achte. In diesem Jahr gewann Mamitu Daska im Januar den Houston-Marathon in 2:26:33.
Fate Tola ist eine junge äthiopische Läuferin, die erst im vergangenen Jahr zum ersten Mal international in Erscheinung trat. Ihr Auftakt in Deutschland war dabei ein erfolgreicher, denn Fate Tola gewann beim Paderborner Osterlauf den 10-km-Wettbewerb in 32:04 Minuten. Bei einer Reihe von kürzeren deutschen Straßenläufen ging Fate Tola dann im Laufe des Jahres 2010 an den Start. Der Höhepunkt ihres ersten Jahres als internationale Läuferin kam dann im Oktober. Bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften im chinesischen Nanning belegte Fate Tola einen ausgezeichneten siebenten Rang und lief mit 69:38 Minuten eine persönliche Bestzeit.
In diesem Frühjahr gelang ihr ein weiterer Achtungserfolg, dieses Mal allerdings im Marathon: Den Vienna City-Marathon gewann sie nach einem taktisch geschickten Rennen, in dem sie die stärker eingeschätzten Konkurrentinnen ein- und schließlich überholte. Mit 2:26:21 Stunden stellte Fate Tola eine persönliche Bestzeit auf. Damit ist sie auf die Sekunde genau so schnell wie Sabrina Mockenhaupt.
Fate Tola ist verheiratet mit dem deutschen Langstreckenläufer Musa Roba-Kinkal. Beide starten für den SC Gelnhausen und werden von Alexander Mikitenko, dem Ehemann der deutschen Topläuferin Irina Mikitenko, trainiert.
Sabrina Mockenhaupt hat zum ersten Mal in diesem Jahr dem Marathon klare Priorität gegeben. Der BMW Frankfurt Marathon ist dabei der Höhepunkt für die vielfache Deutsche Meisterin über die Langstrecken. Es ist zugleich ihr einziger Lauf über die 42,195 km in diesem Jahr. Ein Start bei den Weltmeisterschaften im südkoreanischen Daegu über 10.000 m war kein Thema. Das Marathontraining stand im Vordergrund.
Das große Ziel von Sabrina Mockenhaupt, die sich in den vergangenen Jahren immer mehr von den Bahn- zu den Straßenläufen orientierte, ist der Marathon bei den Olympischen Spielen 2012 in London. „Mein Ziel wird es im Herbst sein, eine Bestzeit zu erreichen“, erklärte Sabrina Mockenhaupt bereits im Frühjahr. Die London-Qualifikationszeit von 2:30:00 Stunden sollte keine Hürde sein, doch damit will sich Sabrina Mockenhaupt nicht mehr zufrieden geben. Im vergangenen Jahr hatte sie Pech, als es beim Berlin-Marathon in Strömen regnete. Als Vierte lief Sabrina Mockenhaupt trotzdem noch eine persönliche Bestzeit von 2:26:21 Stunden. Damit war sie genau eine Sekunde schneller als bei ihrem Sieg beim Frankfurt-Marathon 2008.
Sabrina Mockenhaupt hat den klassischen Weg zur Langstrecke genommen und ist deswegen so etwas wie eine „komplette Läuferin“. Auch über die Bahn-Langstrecken und im Crosslauf erreichte sie international beachtliche Leistungen und Erfolge.
Um im Marathon noch erfolgreicher zu werden, hat Sabrina Mockenhaupt vor knapp einem Jahr einiges verändert. So ist inzwischen der frühere Marathonläufer Thomas Eickmann ihr Trainer. Zudem hilft bei der Betreuung der neue Marathon-Bundestrainer Ronald Weigel. Der letzte Test vor dem BMW Frankfurt-Marathon verlief erfolgreich: In 70:31 Minuten gewann Sabrina Mockenhaupt den Kölner Halbmarathon.
Nach der Geburt ihres ersten Kindes will sich Susanne Hahn nun im Marathon zurückmelden. Auf der flachen Frankfurter Strecke darf man gespannt sein, welche Zeit sie erreichen kann. Die 33-Jährige will versuchen, die Olympia-Norm von 2:30:00 Stunden zu unterbieten.
Susanne Hahn (geborene Ritter) zeigte im ersten Teil ihrer Karriere mehrmals eine herausragende Leistung, wenn es im Crosslaufen hart auf hart kam. Bei den Cross-Weltmeisterschaften erreichte die Läuferin, die für den SV Schlau.com Saar 05 Saarbrücken startet und von ihrem Mann Frank trainiert wird, dabei die mit Abstand besten Platzierungen deutscher Starter seit vielen Jahren. Gegen die knallharte afrikanische Konkurrenz lief sie auf die Ränge 23 (2004), 22 (2005), 37 (2006) und 33 (2008). Das sind Platzierungen, die selbst ein Dieter Baumann bei seinen Cross-WM-Starts nicht annähernd erreicht hat. 2005 gewann sie überraschend den Diekirch Eurocross, ein Rennen, das zur Cross-Serie des internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF zählt. Dass Susanne Hahn früher im Sommer über die Bahn-Langstrecken die überzeugende Cross-Form nicht umsetzen konnte, lag vor allem an einem gesundheitlichen Handikap: Sie leidet unter einer starken Pollenallergie. Diese hat sie inzwischen jedoch besser unter Kontrolle.
Ihr wohl größter Sieg gelang Susanne Hahn 2009 beim Düsseldorf-Marathon. Damals gewann sie mit ihrer weiterhin aktuellen Bestzeit von 2:29:26 Stunden. Sie qualifizierte sich für die Weltmeisterschaften in Berlin, wo sie sich dann mit Rang 34 begnügen musste. Bei den Europameisterschaften in Göteborg 2006 hatte sie in der Marathon-Team-Wertung eine Bronzemedaille gewonnen. In der Einzelwertung belegte Susanne Hahn damals Platz 14.