42 Kilometer durch Frankfurt: Auch Kirchenpräsident Jung läuft mit
Der BMW Frankfurt Marathon geht auch beim Thema Kirche, Religion und Sport neue Wege. So werden am 30. Oktober erstmals vier Interreligiöse Staffeln um 10.30 Uhr vor dem Messeturm an der Startlinie stehen. Prominentester Teilnehmer ist dabei sicherlich der 100-jährige Fauja Singh aus London, ein gläubiger Sikh. Singh, Marathon-Weltrekordhalter in der Altersklasse der über 90-Jährigen mit einer Zeit von 5:40 Stunden (2003), ist in der Laufszene längst zur Legende geworden. Der Vegetarier war bereits im vergangenen Jahr in Frankfurt dabei und begeisterte mit seinem bescheidenen Auftreten die Besucher der Pasta Party und am Tag darauf alle Läufer/innen des ältesten deutschen Stadtmarathons. Im VGF-Staffelmarathon wird Singh in diesem Jahr als Schlussläufer in die Festhalle einlaufen - Ehre, wem Ehre gebührt.
Den ersten Part übernimmt Gabriele Braun-Hefter, sie arbeitet als Gemeindereferentin in der katholischen Pfarrgemeinde St. Matthias im Frankfurter Norden (Nordweststadt/
Niederursel). Die 50-Jährige („Ich bin laufend häufig alleine unterwegs, um meine Gedanken zu ordnen und Zwiesprache mit Gott zu halten“) übergibt den Staffelstab an den Muslim Abdelhakim Azaoum, der wiederum an Leigh Outten-Buell (anglikanisch-episkopal) ins Rennen schickt. In drei weiteren Staffeln sind auch Geistliche jüdischen, niederländisch-reformierten, buddhistischen und evangelischen Glaubens sowie mit Jennifer Wiebers eine Bahai am Start.
Monatelang intensiv eingebracht in den Themenkomplex Kirche und Sport beim BMW Frankfurt Marathon hat sich der Vorstand des Rates der Religionen, und so werden die Interreligiösen Staffelteilnehmer in himmelblauen T-Shirts unter dem Motto “Laufen im Dialog“ auf die Strecke gehen.
Die Shirts werden zum Selbstkostenpreis von 14 Euro auch zum Kauf angeboten. Doch damit nicht genug. Mit Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, absolviert ein geistliches Oberhaupt sogar die komplette Marathondistanz. Jung, 51 Jahre alt, hat bereits 14 Rennen über 42,195 Kilometer hinter sich gebracht, darunter die Klassiker in New York sowie Berlin - und natürlich Frankfurt. Im Jahr 2008 benötigte er 3:58 Stunden. Die Bestzeit von Jung steht seit dem Jahr 2002 bei 3:51 Stunden.
Kirchenpräsident Jung wird am Tag zuvor beim Ökumenischen Gottesdienst (19 Uhr, Blauer Saal, Festhalle) erstmals die Predigt halten und seine sportlichen Erfahrungen unter dem Leitmotiv „Wohin laufen Sie denn?“ erläutern. Dabei wird er die Frage aufwerfen: „Wie weist der Glaube unserem Leben Ziel und Richtung?“ Welche Aussichten immer mehr Gläubige ermutigt, die Laufschuhe zu schnüren, wird ein tragendes Thema des Gottesdienstes sein. Die Liturgie gestalten mit Gabriele Braun-Hefter und Anne Wirth, zwei begeisterte Läuferinnen. Der Gottesdienst im Rahmen des Frankfurter Marathons hat eine lange Tradition: Das kurze Innehalten bei einer ansonsten turbulenten Sportveranstaltung, um zur Ruhe zu kommen und Gottes Zuspruch zu erfahren, dient auch als nachhaltige Einstimmung auf den ereignisreichen Renn-Sonntag.