Die Deutschen in Frankfurt: Vier für London 2012?
Ganz vorne werden die Afrikaner zu sehen sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit der Vorjahressieger und Streckenrekordhalter Wilson Kipsang (2:04:57), aber auch Robert Kiprono Cheruiyot (Sieger 2008/beide Kenia) und der Äthiopier Deriba Merga, Olympia-Vierter 2008. Ähnliches gilt für die Frauen mit Merima Mohammed, Agnes Kiprop und Mamitu Daska an der Spitze. Äthiopien gegen Kenia heißt auch hier das Länderduell. Doch was ist eigentlich mit den deutschen Teilnehmern beim BMW Frankfurt Marathon? Vor dem Messeturm am Start sind vier Kandidaten für die Olympischen Spiele 2012 in London, die mehr oder weniger aussichtsreich ins Rennen gehen.
Ein aufmerksamer Beobachter vor Ort ist Bundestrainer Ronald Weigel: „Die Vorbereitung lief bei allen gut. Jetzt sehen wir mal.“ Mit wagemutigen Prognosen hält er sich zurück („Ich halte den Ball flach“), aber irgendwann sei hoffentlich Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. Soll heißen: Die Marathon-Flaute, speziell bei den Männern, möge demnächst der Vergangenheit angehören. Sicher ist: Der BMW Frankfurt Marathon ist die letzte Olympia-Qualifikationsmöglichkeit in diesem Jahr für die besten Deutschen. Und wer am Main nicht in Form ist, muss seine letzte Chance im Frühjahr 2012 suchen: entweder in Hamburg oder in Düsseldorf. Die Olympianorm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ist auf 2:12 Stunden (Männer) und 2:30 (Frauen) festgesetzt.
An der Spitze der nationalen Olympiabewegung in Frankfurt steht die 30-jährige Sabrina Mockenhaupt von der LG Sieg. Die 32-malige deutsche Meisterin hat das Rennen 2008 gewonnen - in 2:26:22 Stunden; im Vorjahr steigerte sie sich in Berlin auf 2:26:21 Stunden. Ihren letzten Test, den Halbmarathon in Köln, beendete Mockenhaupt siegreich in 70:31 Minuten. Die aktuell zweitbeste deutsche Marathonläuferin hinter Irina Mikitenko hält in Frankfurt eine Zeit unter 2:25 Stunden für möglich. Weigel sagt: „Ich bin der letzte, der euphorisch herangeht. Wichtig ist die Norm, alles andere ist eine Zugabe.“
Mit ihrer Bestzeit (2:29:26) aus dem Jahr 2009 ist auch die 33-jährige Susanne Hahn eine Olympiakandidatin. Die Athletin im Trikot des SV Saarbrücken, wohnhaft in Troisdorf, steht nach der Geburt ihres ersten Kindes vor einem Comeback. Getestet und für gut befunden hat sie ihre Form zuletzt bei den deutschen Meisterschaften im 10-Kilometer-Straßenlauf als Zweite (33:39) und in München über die Halbmarathondistanz (73:00). „München war eine Vorbelastung“, sagt Weigel. Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass Hahn im Frühjahr 2012 ihre zweite Olympiachance suchen muss.
Und noch ein Comeback-Läufer. André Pollmächer, 2008 bei seinem Marathon-Debüt 14. in Frankfurt nach 2:14:18 Stunden, hatte seine Karriere 2009 nach der WM in Berlin bereits beendet. Ende 2010 dann der Rücktritt vom Rücktritt - Pollmächer, der aussichtsreichste deutsche Marathon-Olympiakandidat, will nun in Frankfurt „in Richtung 2:12 laufen“ (Weigel). Wahrscheinlich zusammen mit Günther Weidlinger, dem österreichischen Staatsrekordhalter (2:10:47/2009 in Frankfurt).
Noch ein Olympiakandidat? Nach dem BMW Frankfurt Marathon wird man sehen, wie chancenreich der 33-jährige Jan Fitschen (TV Wattenscheid) wirklich ist. Der ehemalige 10.000 Meter-Europameister (2006) litt bei seinem Marathondebüt im Mai (2:20:15) auch unter der extremen Hitze. „Er muss erst einmal eine richtige Hausnummer stehen haben“, sagt Weigel. Fitschen geht eine Zeit zwischen 2:14 und 2:15 Stunden an.