4.10.: Patrick Makau: Warum der Weltrekordler Zickzack lief
Vor einem Jahr hatte Patrick Makau beim Berlin-Marathon einen – natürlich inoffiziellen – Regen-Weltrekord aufgestellt: In 2:05:08 Stunden gewann der Kenianer das Rennen. Es ist bis heute die schnellste Zeit, die bei derart schlechten Wetterbedingungen über die 42,195 km gelaufen wurde. „Das Wetter hat mich eineinhalb Minuten gekostet“, erklärte Patrick Makau damals. Das war eine exakte Schätzung, wie sich nun herausstellte. Denn sekundengenau um diese eineinhalb Minuten war er dieses Mal schneller und brach den offiziellen Marathon-Weltrekord. Nach 2:03:38 Stunden war der 26-Jährige im Ziel und hatte damit dem legendären Äthiopier Haile Gebrselassie im direkten Duell die Bestzeit entrissen.
Patrick Makau glaubt, dass der Weltrekord irgendwann auch auf eine Zeit von unter 2:03 Stunden verbessert werden wird. „Ich weiß nicht, wann das passiert, aber in Kenia gibt es immer mehr gute Läufer. Es ist allerdings auch nicht so leicht, einen Marathon-Weltrekord zu laufen. Vielleicht greife ich auch selbst meine eigene Bestzeit noch einmal an“, erklärte Patrick Makau, der glaubt, dass er in Berlin noch rund zehn Sekunden schneller gewesen wäre, wenn der letzte Tempomacher drei Kilometer länger bis 35 km durchgehalten hätte. „Wenn Haile im Rennen geblieben wäre, wären wir sicherlich auch noch schneller gewesen.“
Doch Patrick Makau selbst hatte mit einem außergewöhnlichen taktischen Manöver am 27-km-Punkt dafür gesorgt, dass der bisherige Weltrekordler Gebrselassie (2:03:59 in Berlin 2008) förmlich aus der Bahn geworfen wurde. Zuvor hatte Patrick Makau den Äthiopier überholt, der dann unmittelbar hinter ihm lief. Dann rannte der Kenianer bei hohem Tempo plötzlich scharf nach rechts und dann wieder scharf nach links über die komplette Breite der Straße. Kurz darauf zog er das Tempo an und flog förmlich davon. „Das Zickzacklaufen gehörte zu meiner Taktik, ich wollte Haile verwirren. Ich hatte viel Energie und wollte ihn müde machen. Als ich mich dann umschaute, war Haile nicht mehr da“, erzählte Patrick Makau, der dann zum Weltrekord stürmte und in Berlin jeden 5-km-Abschnitt des Rennens unter 15:00 Minuten lief. Seine Berliner Zeit ist war der offizielle Weltrekord, jedoch nicht die schnellste je gelaufene Zeit. Geoffrey Mutai (Kenia) hatte im April den Boston-Marathon in 2:03:02 Stunden gewonnen, jedoch erfüllt die Strecke dort nicht die für Rekorde nötigen Kriterien.
Patrick Makau kommt aus Manyanzwani in der östlichen Provinz von Kenia (rund 40 km von Nairobi entfernt). Er wuchs als Kind einer Farmerfamilie in ärmlichen Verhältnissen auf. Der Laufsport war für Patrick Makau der einzige realistische Ausweg aus der Armut. Die Chance auf ein besseres Leben motivierte ihn zum Training. „Es war mein Ziel, ein besseres Leben führen zu können. Und ich sah, wie viel Geld im Straßenlauf zu verdienen ist“, erzählte Patrick Makau, der aus der gleichen Gegend stammt wie der frühere Chicago-Marathon-Sieger Patrick Ivuti und der Rotterdam-Gewinner von 2005, Jimmy Muindi. „Ich habe gesehen, dass es ihren Familien durch ihre Erfolge besser ging. Ich hörte ihre Namen im Radio und las sie in den Zeitungen – ich wollte so werden wie sie.“
Mit seinen Erfolgen hat Patrick Makau seiner eigenen Familie aber auch der seines Vaters helfen können. Sein Ziel war es schon immer, „im Laufe meiner Karriere Rekorde zu brechen“. Befragt nach Vorbildern nennt Patrick Makau auch Paul Tergat, der 2003 in Berlin als erster Marathonläufer unter 2:05 Stunden gelaufen war (2:04:55). Zu Tergat hat er guten Kontakt. „Wir leben in der gleichen Gegend in Ngong in der Nähe von Nairobi und trainieren auch zusammen“, erzählt Makau, der fünf Geschwister hat.
In Kenia wurde Patrick Makau zu einem Superstar, nachdem er Haile Gebrselassie den Weltrekord im direkten Duell entriss und die Bestmarke zurück nach Kenia brachte. „Dieser Rekord ist etwas Besonderes für die Kenianer. Jeder in Kenia wird sich darüber freuen. Von meinem Manager hörte ich, dass viele Menschen in Bars gegangen sind, um das Rennen im Fernsehen zu verfolgen. Nach dem Weltrekord haben sie gefeiert“, erzählte Patrick Makau, der inzwischen vom kenianischen Leichtathletik-Verband für die Olympischen Spiele in London 2012 vornominiert wurde.
Text: race-news-service.com
Foto: photorun.net