2.11.: New York läuft unter Protest
Der New York-Marathon findet statt, obwohl das Ausmaß der Katastrophe von Tag zu Tag gewaltiger wird. Dies entschied der Bürgermeister der Stadt, Michael Rubens Bloomberg. Er argumentiert, dass die Stadt symbolisieren wird, dass sie sich auch in schweren Zeiten nicht aus der Bahn werfen lässt. Zudem sei der Marathon auch ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Allerdings gibt es mehr und mehr kritische Stimmen, die für eine Absage des Rennens eintreten. In einem Kommentar kritisiert die Zeitung „USA Today“ die Entscheidung des Bürgermeisters scharf. James Molinaro, der Präsident von Staten Island, wo das Rennen am Sonntag gestartet wird, wird in der „New York Times“ zitiert: „Ich dachte, das Rennen wäre abgesagt. Mein Gott. Was wir hier haben ist fürchterlich, eine Katastrophe. Wenn sie laufen wollen, sollen sie doch mit sich selbst laufen. Dies ist keine Zeit für eine Parade – und ein Marathon ist eine Parade.“
Mark Plaatjes, der Marathon-Weltmeister von Stuttgart 1993, der in Boulder (Colorado) lebt, sagte der Zeitung: „Ich denke, sie sollten das Rennen absagen. Wenn ich die Menschen sehe, die ihre Häuser verloren haben oder nach wie vor ohne Strom sind, denke ich, dass alle Energie der Stadt dafür verwendet werden sollte, ihnen zu helfen anstatt wichtige Ressourcen für das Rennen zu benutzen.“
Mary Wittenberg, die Race-Direktorin des New York-Marathons, hatte tags zuvor noch an Situation im Jahr 2001 erinnert und erklärt: „Es ging damals gar nicht um die Läufer, es ging um die Stadt. An diesem Tag waren nicht die Zuschauer für die Läufer da, sondern die Läufer waren für die Stadt da. Und dieser Marathon jetzt löst bereits ähnliche Gefühle aus.“ Die jüngsten Reaktionen deuten aber darauf hin, dass es diese Gefühle nicht in der Art geben wird wie 2001. Denn zu viele Menschen in New York werden am Wochenende immer noch direkt von den Folgen des Hurrikans betroffen sein.
Ein großes Problem ist nach wie vor der Transport der Läufer zum Start, der nunmehr in Bussen abgewickelt wird. Diese fahren zum Teil bereits um 4.30 Uhr in Richtung Verrazano Narrows Bridge, wo sich die Läufer auf stundenlanges Warten vor dem Start einstellen müssen. Das Teilnehmerfeld des in den letzten Jahren stets größten Marathonrennens der Welt dürfte am Sonntag allerdings deutlich kleiner sein. Denn etliche Läufer werden auf ihren Start verzichten – auch weil sie keine Chance haben, rechtzeitig nach New York zu gelangen.
Text: race-news-service.com
Foto: photorun.net
Wilson Kipsang, Moses Mosop und Tiki Gelana sind die Stars in New York
Die Kenianer Wilson Kipsang und Moses Mosop sowie die äthiopische Marathon-Olympiasiegerin Tiki Gelana sind die Stars des New York-Marathons, bei dem auch Sabrina Mockenhaupt ins Rennen gehen wird.
Im Männerfeld treffen die beiden zweitschnellsten Läufer aller Zeiten aufeinander – diese kuriose Konstellation erklärt sich mit dem Reglement bezüglich der Anerkennung von Rekorden. Moses Mosop (Kenia) ist mit seiner Bestzeit von 2:03:06 der schnellste Läufer im Feld. Im vergangenen Jahr wurde er mit diesem Ergebnis Zweiter auf der nicht rekordtauglichen Strecke von Boston. Sein Landsmann Wilson Kipsang verpasste in Frankfurt vor einem Jahr den Weltrekord um lediglich vier Sekunden und steigerte sich auf 2:03:42. Die beiden treffen in New York auf den Sieger des Rennens von 2010, Gebre Gebremariam (Äthiopien/Bestzeit: 2:04:53) und den aktuellen Paris-Marathon-Sieger Stanley Biwott (Kenia/2:05:12).
Im Rennen der Frauen sind sowohl die Olympiasiegerin Tiki Gelana (Äthiopien) als auch die Olympia-Dritte von London, Tatyana Arkhipova-Petrova (Russland). Dagegen musste die New Yorker Titelverteidigerin Firehiwot Dado (Äthiopien) kurzfristig passen. Zu den großen Favoritinnen zählen auch die aktuelle Boston-Siegerin Sharon Cherop und die Marathon-Weltmeisterin Edna Kiplagat (beide Kenia).
Sabrina Mockenhaupt: Erster Marathon im Ausland
Ausgerechnet dieser New York-Marathon wird das Pflaster sein für Sabrina Mockenhaupts ersten Marathonlauf im Ausland. Die 31-jährige Athletin, die in Berlin 2010 ihre Bestzeit von 2:26:21 Stunden erzielt hatte, lief seit gut einem Jahr keinen Marathon mehr, nachdem sie ursprünglich bei Olympia über diese Distanz starten wollte. In Frankfurt hatte sie sich 2011 mit 2:28:08 Stunden auf Rang neun ins Ziel gequält. Vor ihrem Start in New York wollte Sabrina Mockenhaupt keinerlei Interviews geben. Auf ihrer Webseite schrieb sie jedoch vor einigen Tagen: „Ich war (in Frankfurt) an mir selbst und meinen großen Erwartungen gescheitert und das soll mir am Sonntag in New York auf gar keinen Fall passieren. Ich kann weder sagen, wie schnell ich laufen möchte, da ich die Strecke nicht einschätzen kann. Weder kann ich sagen, welche Platzierung ich mir in dem Weltklassefeld erhoffen werde, da man nicht einschätzen kann, wie stark die Konkurrenz ist. Ich möchte mich in dieser Woche einfach auf mein eigenes Rennen und die Reise nach New York konzentrieren und nicht schon über irgendwelche Eventualitäten philosophieren.“ Mit ihrer Form, so schreibt Sabrina Mockenhaupt, sei sie zufrieden, nachdem sie in der Zeit nach der Halbmarathon-WM „sehr gut und intensiv“ trainieren konnte.
Für Sabrina Mockenhaupt wäre voraussichtlich eine Platzierung zwischen Rang sechs und zehn ein gutes Resultat. Aber die Konkurrenz ist auch deswegen schwer einzuschätzen, weil einige Läuferinnen im August bei den Olympischen Spielen in London am Start waren und daher nur eine sehr kurze Vorbereitungszeit hatten beziehungsweise auch schon ihren dritten Marathon in diesem Jahr laufen werden. Das könnte sich negativ auswirken und könnte Sabrina Mockenhaupt, wenn sie taktisch clever läuft und in guter Form ist, auch Chancen eröffnen. Zudem können gegebenenfalls auch Anreiseschwierigkeiten eine Rolle spielen.
Die 10 größten Marathonläufe aller Zeiten
47.323 New York 2011
45.103 New York 2010
43.660 New York 2009
38.607 New York 2007
38.096 New York 2008
37.954 New York 2006
36.856 New York 2005
36.705 London 2012
36.562 New York 2004
36.550 London 2010
Angegeben sind jeweils die Zahlen der Läufer im Ziel.
Text und Statistik: race-news-service.com
Foto: photorun.net