30.7.: „Made in Frankfurt“ und motiviert von Paul Tergat
Marathon-Favoriten für die Spiele in London
Teil 8: Wilson Kipsang
Nation: Kenia
Alter: 30 Jahre
Bestzeit: 2:03:42 Stunden
Größte Erfolge:
1. London-Marathon 2012
1. Frankfurt-Marathon 2010 und 2011
1. Lake Biwa (JPN) 2011
3. Paris-Marathon 2010
4. Halbmarathon-Weltmeisterschaften 2009
2. Ras Al Khaimah-Halbmarathon 2009
Olympia-Einschätzung:
Wilson Kipsang dürfte der stärkste der kenianischen Marathonläufer bei Olympia sein. Der 30-Jährige ist damit auch der Favorit in London, wobei in einem olympischen Marathon viel passieren kann. In jedem Fall ist Wilson Kipsang, gemessen an der persönlichen Bestzeit, der schnellste Starter im Feld. Mit 2:03:42 Stunden verpasste er im vergangenen Jahr in Frankfurt den Weltrekord um lediglich vier Sekunden. Dass drei seiner stärksten Rivalen – seine Landsleute Patrick Makau (Weltrekordler), Geoffrey Mutai und Moses Mosop – nicht starten werden, macht es sicher etwas einfacher für Wilson Kipsang. Dennoch ist genügend starke Konkurrenz vorhanden, besonders aus Äthiopien. Obwohl er noch nie in einem Meisterschafts-Marathon gelaufen ist, spricht sein Sieg beim London-Marathon im April dafür, dass er es kann. Das Rennen im April ähnelte von der Besetzung und vom Ablauf einem großen Titelkampf. Nachteilig ist vielleicht, dass Wilson Kipsang überhaupt noch laufen musste im April (Kenias Funktionäre hatten das Nominierungs-Prozedere ein paar Mal verändert). So blieb ihm relativ wenig Zeit für die Erholung und die neue Vorbereitung. Wenn Wilson Kipsang in Bestform ist, wird er schwer zu schlagen sein. Er kann sowohl durchweg ein sehr hohes Tempo mitlaufen als auch nach einem langsameren Beginn am Ende forcieren. Seine Grundschnelligkeit, die bei einem knappen Ausgang entscheidend sein kann, ist hervorragend. Das zeigt auch seine Halbmarathon-Bestzeit von 58:59 Minuten.
Hintergrund:
Wilson Kipsang könnte in London zum Nachfolger des nach einem Unfall verstorbenen kenianischen Marathon-Olympiasiegers Sammy Wanjiru werden, der 2008 das Rennen in Peking dominierte. Irgendwie wäre es dann auch ein Olympiasieger „Made in Frankfurt“. Zweimal triumphierte Wilson Kipsang zuletzt mit Weltklassezeiten am Main und machte sich damit international einen Namen. In Frankfurt legte er den Grundstein für seine Olympia-Teilnahme.
„Ich will noch dichter an den Weltrekord herankommen und versuchen, ihn zu brechen – ich denke, dass dies auch in Frankfurt möglich wäre“, hatte Wilson Kipsang gesagt, nachdem er sich 2010 in seinem zweiten Marathonrennen auf hochklassige 2:04:57 Stunden verbessert hatte.
Ein Jahr später kam er zurück nach Frankfurt und verbesserte seinen Streckenrekord auf sensationelle 2:03:42 – nur um ebenso lächerliche wie ärgerliche vier Sekunden verpasste er den Weltrekord. Doch die außerordentliche Leistung reichte, damit die kenianischen Funktionäre Wilson Kipsang in die enge Auswahl für Olympia nahmen. In London lief er dann im April zum größten Sieg seiner Karriere und qualifizierte sich endgültig für die Spiele.
Wilson Kipsang ist rund 50 km von Iten als Kind einer Farmerfamilie aufgewachsen. Er ist als Kind nicht weit gelaufen. „Ich habe erst in der Oberschule bei Wettkämpfen gemerkt, dass ich Talent habe“, erzählt Wilson Kipsang. Doch es dauerte noch einige Jahre, bevor der Kenianer mit richtigem Training begann. Nach der Schule arbeitete er zunächst als Zwischenhändler von Farm-Produkten. „Doch nach drei Jahren wollte ich das nicht mehr machen“, sagt Wilson Kipsang, der dann in Iten, wo viele kenianische Weltklasseläufer leben, mit dem Lauftraining begann. Es war damals das Jahr 2003 und Paul Tergat brach in Berlin den Marathon-Weltrekord. „Das war eine große Motivation für mich und für viele kenianische Läufer. Ich habe das Rennen damals im Fernsehen gesehen und sah, dass Laufen ein wirklich toller Sport ist und man davon auch leben kann. Zudem hat mich Paul Tergats Werdegang inspiriert“, sagt Wilson Kipsang, der mit wöchentlichen Trainingsumfängen von bis zu 200 km in die Weltelite erreichte.
„Ich freue mich sehr, dass ich zum ersten Mal in meiner Karriere bei Olympischen Spielen starten kann und Kenia in London repräsentieren kann“, sagt Wilson Kipsang.
Text: race-news-service.com
Foto: photorun.net