8.7.: Bronze für Anton Palzer bei Berglauf-EM
Nach sieben Jahren hat erstmals wieder ein deutscher Läufer eine Medaille bei den Berglauf-Europameisterschaften gewonnen: Anton Palzer wurde im türkischen Pamukkale Dritter hinter den beiden Türken Ahmet Özrek und Mazlum Aydemir. „Damit ist für uns die medaillenlose Zeit bei Europameisterschaften vorbei“, freute sich der Berglauf-Berater des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Wolfgang Münzel, über den Coup des erst 19-jährigen Nachwuchsläufers aus der Ramsau. „Noch dazu gelang dies auf einer Bergauf-Bergab-Strecke.“ Die letzte Einzelmedaille holte 2005 der Allgäuer Helmut Schiessl bei den bergauf führenden Europameisterschaften am Großglockner, die letzten Teammedaillen gab es 2007 mit Silber und Bronze in Cauterets (Frankreich). Während erwartungsgemäß Ahmet Arslan (Türkei) mit dem Sieg bei den Männern seinen sechsten EM-Titel in Folge gewann, sorgte die Schweizerin Monika Fürholz in Abwesenheit ihrer Landsfrau und Titelverteidigerin Martina Strähl für einen unerwarteten Sieg.
„Unter die ersten drei wollte ich schon kommen“, gestand Toni Palzer selbstbewusst, nachdem er im Vorjahr auf der reinen Bergaufstrecke im türkischen Bursa als Fünfter noch zwei Minuten hinter den Medaillenrängen zurück lag. „Mir liegen eigentlich reine Bergaufstrecken besser, deshalb bin ich erstaunt, dass es heute trotz der Hitze und der starken Konkurrenz so glatt gelaufen ist.“ Immerhin ist der inzwischen 19-jährige Welt- und Europameister im Skibergsteigen und ist alleine schon deshalb für reine Bergaufstrecken prädestiniert. „Es lief aber im Vorfeld beim Högl-Berglauf in Ainring und beim Mountain-Run in Seefeld sehr gut, so dass ich mir schon Chancen ausgerechnet hatte.“ Der in der Ausbildung als Feinwerktechniker nahe Bad Reichenhall lebende Toni Palzer ging das Rennen etwas verhalten an, lag anfangs auf Rang zehn, konnte sich aber bereits auf den historischen Treppenpassagen im UNESCO-Welterbe Pamukkale unweit der 500.000 Einwohner großen Industriestadt Denizli Platz um Platz weiter verbessern. Hinter den beiden wesentlich älter wirkenden türkischen Läufern Ahmet Özrek und Mazlum Aydemir entwickelte sich ein spannender Zweikampf um Rang drei zwischen dem Russen Vitaly Lagushin und Toni Palzer. Im Schlussanstieg der 8,3 km langen Strecke konnte sich der Ramsauer von seinem hartnäckigen Widersacher lösen und bis ins Ziel noch 16 Sekunden Vorsprung herauslaufen. Die beiden türkischen Läufer lagen allerdings im Ziel schon eine Minute voraus.
Mit Monika Fürholz präsentierte die Schweiz eine hervorragende Stellvertreterin für die keine Bergauf-Bergab-Strecken laufende Titelverteidigerin Martina Strähl. Fürholz konnte in einem spannenden Rennen die zunächst dominierenden Britinnen Mary Wilkinson und Emmy Clayton einholen. Auf dem Kräfte zehrenden Bergaufstück über Treppen- und Plattenpassagen hinauf zum höchsten Punkt der Strecke konnte sie dann einen Vorsprung herauslaufen. „Bergab habe ich zwar noch einiges verloren, aber es hat ja gereicht“, freute sich die 27-jährige Ärztin aus Bern über die unerwartete Goldmedaille. Neun Sekunden rettete die im Schweizer Langstreckenprojekt für die Europameisterschaften der Leichtathletik in Zürich eingebundene Allroundläuferin ins Ziel vor den heranstürmenden Nadezhda Leshchinskaia (Russland) und Pavla Schorna Matyasova (Tschechien), nachdem es am höchsten Punkt der Strecke noch 27 Sekunden waren. Der große Verlierer war in diesem über 8,3 km und 420 Höhenmeter führenden Rennen Italien. Hier war die viele Jahre zur Weltklasse zählende Skilangläuferin Antonella Confortola auf Rang sieben noch die Beste. Mannschaftsgold ging an Großbritannien (20 Punkte) vor den mit 30 Punkten gleichauf liegenden Italienerinnen und Russinnen. Für die international debütierende Tanja Grießbaum hingen die Trauben in diesem stark besetzten Rennen zu hoch, sie wurde 40. im Feld der 48 Läuferinnen.
Ahmet Arslan setzte sich im abschließenden Männerrennen über 12,3 km mit einer starken Schlussrunde eindrucksvoll von seinem Landsmann Ercan Muslu ab und gewann nach 49:46 Minuten mit elf Sekunden Vorsprung – er holte sich zum sechsten Mal in Folge den Titel eines Europameisters. Dritter wurde der starke Rumäne Ionut Alin Zinca, gefolgt vom Vorjahreszweiten Gabriele Abate und dem früheren Weltmeister Marco de Gasperi. Nicht zuletzt wegen dieser geschlossenen Mannschaftsleistung (mit Xavier Chevrier wurde der dritte Italiener Siebter) gewann Italien auch die Teamwertung vor den Gastgebern, die mit 16 zu 19 Punkten knapp das Nachsehen hatten. Pech für den eigentlich vorgesehenen dritten deutschen Starter: Wegen eines Sehnenanrisses musste mit Fabian Alraun der einzige Starter im Männerfeld kurzfristig absagen.
Text: race-news-service.com
Foto: photorun.net