Es gibt eine Trainingsform, auf die kein Marathonläufer verzichten kann: der lange Lauf.
Der lange Lauf kostet nicht nur viel Zeit, sondern meist etwas Überwindung. Stundenlang im langsamen Tempo durch den Wald traben, ist ein Muss in der Marathon-Vorbereitung, denn der lange Lauf ist die effektivste Möglichkeit, die Muskelausdauer zu trainieren, also die Fähigkeit der Muskeln zu schulen, über einen langen Zeitraum submaximal zu kontrahieren. Außerdem trainiert der lange Lauf die Glykogen- und vor allem die Fettverbrennung.
Wie lang ist lang?
1. Wer neu in das Marathontraining einsteigt, für den gilt: Grundlage ist die Zeitdauer des längsten Laufs, den Sie in den zurückliegenden drei Wochen absolviert haben. Mehr als zehn bis 15 Prozent länger sollte der erste lange Lauf nicht sein. Und mehr sollte man auch nicht von Woche zu Woche draufpacken.
2. Beim längsten langen Lauf sollten Sie keinesfalls länger als bei Ihrem Marathon auf den Beinen sein. Nur für Spitzenläufer trifft das nicht zu. Wer den Marathon in 2:10 Stunden rennt, ist auch schon mal 2:30 Stunden im Training unterwegs. Für alle gilt: Länger als drei Stunden sollte der lange Lauf nicht sein, egal, ob Sie den Marathon in 2:10 oder in fünf Stunden laufen.
3. Die Körperstatur entscheidet. Elite-Athleten wiegen meist nicht viel mehr als 60 Kilogramm. Das bedeutet, dass deren Bewegungsapparat Schritt für Schritt sehr viel geringere Kräfte auffangen muss als der eines durchschnittlichen 4–5-Stunden-Läufers mit 75 bis 90 Kilogramm Körpergewicht. Wenn Sie kein schnelles Fliegengewicht sind, bedeutet jeder lange Lauf eine Belastung für die Gelenke. Je länger Sie laufen, desto größer wird die Belastung. Ein folgender Ruhetag kann einer Überlastung vorbeugen.
4. Steigern Sie die Länge des „Langen“ nicht über mehr als drei Wochen. Planen Sie einen „kürzeren Langen“ alle vier Wochen ein. Sonst gönnen Sie Ihrem Körper keine Zeit, sich an die lange Belastung zu gewöhnen. Achten Sie auch darauf, dass Sie in einer Woche nicht mehr als einen langen Lauf absolvieren.
5. Sie brauchen nicht mehr als sechs lange Läufe in der Vorbereitung auf den Marathon, aber weniger sollten es auch nicht sein. Der letzte lange Lauf sollte zwei Wochen vor dem Marathon-Tag auf dem Programm stehen, danach gilt es insgesamt den Trainingsumfang zu verringern.
6. Der lange Lauf kann nicht langsam genug sein. Der Puls sollte rund 70 Prozent der maximalen Herzfrequenz betragen.
7. So lang könnten Ihre langen Läufe im Rahmen einer 12-wöchigen Marathonvorberereitung sein, wenn Sie 3:30 bis 4:30 Stunden als Zielzeit haben: 1.Marathonvorbereitungswoche (MVW): 16 km, 2. MVW: 19 km, 3. MVW: 22 km, 4. MVW: 14 km, 5. MVW: 19 km, 6. MVW: 22 km, 7. MVW: 25 km, 8. MVW: 14 km, 9. MVW: 25 km, 10. MVW: 29 km, 11. MVW: kein langer Lauf mehr, 12. Woche: Der Marathon.
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Zu Martin Grüning
Derzeit ist Martin Grüning stellvertretender Chefredakteur der deutschen Ausgabe von Runner’s World und ein geschätzter Trainingsexperte.
1988 wurde Grüning Zweiter beim Frankfurt Marathon in 2:13:46 Stunden. 1990 wurde er Dritter des Houston-Marathons in seiner persönlichen Bestzeit von 2:13:30, und 1992 belegte er beim Frankfurt Marathon denselben Platz.