Zwei sensationelle Streckenrekorde zum 30. Geburtstag
Wilson Kipsang verpasst Weltrekord um vier Sekunden: BMW Frankfurt Marathon

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Der BMW Frankfurt Marathon erlebte ein grandioses Jubiläumsrennen: Zu einem der hochkarätigsten und zugleich dramatischsten City-Marathonrennen aller Zeiten wurde die 30. Auflage des Rennens am Sonntag. In einer mitreißenden Weltrekordjagd verpasste Wilson Kipsang die Marke am Ende um lediglich vier Sekunden. Der Kenianer gewann das Rennen in 2:03:42 Stunden und krönte das Jubiläum mit einem famosen Streckenrekord. Es ist die zweitschnellste Zeit aller Zeiten. Zweiter wurde Levy Matebo in 2:05:16. Damit schob sich Matebo in der Liste der schnellsten Zeiten aller Zeiten auf Platz 20 (ausgenommen die Boston-Resultate, da die Strecke nicht die Rekordkriterien erfüllt). Rang drei belegte Albert Matebor (beide Kenia) mit 2:05:25. 14 Läufer blieben im Männerrennen unter 2:10 Stunden – damit hat Frankfurt doch noch einen „Weltrekord“ gebrochen, denn das gab es weltweit noch nie im Marathon. Die enorme Dichte in der Spitze zeigt sich auch bei der Zahl der Ergebnisse unter 2:15 Stunden: 29 Läufer blieben unter dieser Marke – auch das ist ein Novum für einen deutschen City-Marathon.Zum ersten Mal in der Geschichte des Marathonlaufes sind zwei deutsche Rennen die schnellsten der Welt: Berlin und Frankfurt. Dreimal wurden bisher Zeiten unter 2:04 Stunden erzielt und alle drei Ergebnisse wurden in Deutschland gelaufen: Haile Gebrselassie gewann in Berlin 2008 in der Weltrekordzeit von 2:03:59, Patrick Makau verbesserte diese Marke im September in Berlin auf 2:03:38 und Wilson Kipsang lief nun 2:03:42 am Main.Auch bei den Frauen gab es Weltklassezeiten in Frankfurt: Mamitu Daska (Äthiopien) lief mit 2:21:59 ebenfalls einen Streckenrekord. Sie gewann vor Agnes Kiprop (2:23:54) und der Debütantin Flomena Chepchirchir (beide Kenia/2:24:21). Die Siegzeit von der Äthiopierin ist die sechstschnellste des Jahres. Auch in der Breite der Spitze überzeugte das Frankfurter Frauenfeld: Zwölf Läuferinnen blieben unter 2:30 Stunden – nur der London-Marathon war in diesem Jahr in dieser Hinsicht noch besser. In Deutschland gab es noch nie so viele Läuferinnen, die bei einem City-Marathon unter 2:30 Stunden ins Ziel kamen. Lediglich bei der WM in Berlin 2009 waren es mehr. 18 Athletinnen blieben am Sonntag unter 2:35 Stunden.Die Rekordzahl von 15.210 Marathonläufern ging beim 30. BMW Frankfurt Marathon an den Start. Alle Wettbewerbe zusammengerechnet, beteiligten sich 25.305 Athleten bei der Veranstaltung.Mit Temperaturen von rund 12 Grad zur Startzeit um 10 Uhr, so gut wie keinem Wind und einem bedeckten Himmel herrschten fast ideale Bedingungen. Allerdings waren die Frankfurter Straßen aufgrund eines morgendlichen Regens noch nass und dadurch teilweise rutschig. Besonders in den Kurven mussten die Topläufer bei dem hohen Tempo vorsichtig sein. Es ist durchaus möglich, dass auf den rutschigen Straßen die am Ende zum Weltrekord fehlenden Sekunden verloren gingen.„Ich freue mich über meine Zeit und werde es beim nächsten Mal erneut versuchen, den Weltrekord zu brechen. Dieses Resultat ist eine große Motivation für mich für meine nächsten Rennen“, erklärte der 29-jährige Wilson Kipsang, der seinen vierten Marathon rannte. Vor einem Jahr hatte er in Frankfurt den Kursrekord auf 2:04:57 Stunden gesteigert, nun verbesserte er sich um 1:15 Minuten und erklärte nach der knapp verpassten globalen Bestmarke: „Der Weltrekord ist quasi auf dem Weg zu mir!“Mit einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 61:40 Minuten und einer 25-km-Durchgangszeit von 1:13:09 Stunden lag die Spitzengruppe gut im Rennen bezüglich des Weltrekordes von Patrick Makau. Doch es war schon zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Tempomacher im Rennen: Peter Kirui machte seine Sache zwar ausgezeichnet, doch ein paar Sekunden gingen auf dem nächsten 10-km-Abschnitt verloren. Und die Spitzengruppe verkleinerte sich deutlich. Der Frankfurt-Sieger des Jahres 2008, Robert Kiprono Cheruiyot (Kenia), der am Sonntag Rang fünf in 2:06:29 belegte, und der hoch eingeschätzte Deriba Merga (Äthiopien), der schließlich sogar ganz aus dem Rennen ging, verloren unter anderen den Kontakt.Die Entscheidung fiel dann unmittelbar nach der 35-km-Marke. Wilson Kipsang forcierte die Pace und ließ seine Landsleute Levy Matebo sowie Peter Kirui hinter sich – der Tempomacher hatte entschieden durchzulaufen, sortierte sich nach gut 30 km hinter Wilson Kipsang ein und war schließlich als Sechster in 2:06:31 im Ziel. Wenn Kirui seine Landsleute bis 35 km geführt hätte, wäre der Weltrekord vielleicht gefallen.Wilson Kipsang gab auf den letzten sieben Kilometern alles, kam noch einmal sehr dicht an den Rekord heran, hatte aber am Ende Pech: Um vier Sekunden verpasste er den erst fünf Wochen alten Weltrekord von Patrick Makau (2:03:38). Es war aber nicht die knappste Weltrekordjagd in der Marathon-Geschichte. 1985 hatte der Brite Steve Jones in Chicago die ein halbes Jahr zuvor in Rotterdam von Carlos Lopes (Portugal/2:07:12) aufgestellte Bestmarke um lediglich eine Sekunde verpasst.Durch die glänzenden Zeiten bei den Männern hat Frankfurt in der Liste der schnellsten City-Marathonrennen aller Zeiten einen enormen Sprung von Rang neun auf Platz fünf nach vorne gemacht. Diese Statistik basiert auf dem Durchschnitt der zehn schnellsten je gelaufenen Männer-Zeiten eines Rennens. Frankfurts Schnittzeit liegt nun bei 2:05:45,3 Stunden. Schneller sind in dieser Liste nun nur noch Rotterdam, Berlin, Boston und London – Frankfurt hat am Sonntag sogar den Chicago-Marathon überholt.Bei den Frauen liefen die zwei Äthiopierinnen Mamitu Daska und Merima Mohammed von Anfang an ein sehr hohes Tempo an der Spitze. Zeitweise sah es so aus, als könnte sogar die 2:20-Stunden-Marke erstmals in Frankfurt unterboten werden.Nach einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 69:46 Minuten fiel auch bei den Frauen die Entscheidung jenseits der 35-km-Marke. Hier setzte sich die 28-jährige Mamitu Daska entscheidend ab, während Merima Mohammed mit 2:24:32 Stunden noch auf Rang vier zurückfiel. „Es war mein Ziel eine Zeit von etwa 2:20 Stunden oder sogar knapp darunter zu erreichen“, erklärte Mamitu Daska. „Erst nach 40 Kilometern war ich mir sicher, dass ich gewinnen würde.“ Die Äthiopierin, die den Frankfurter Kursrekord von der Kenianerin Caroline Kilel (2:23:25 vor einem Jahr) deutlich unterbot, hat nun gute Chancen, für die Olympischen Spiele in London nominiert zu werden.Für die deutschen Läufer gab es in Frankfurt Licht und Schatten. André Pollmächer (Rhein-Marathon Düsseldorf) scheiterte bei seinem Versuch, die deutsche Olympianorm von 2:12:00 Stunden zu unterbieten und gab das Rennen jenseits der 30-km-Marke auf. Dagegen erreichte Jan Fitschen (TV Wattenscheid) sein Zeitziel am Main. Mit 2:15:40 Stunden steigerte er seine Bestzeit im zweiten Marathon um knapp fünf Minuten und belegte Rang 32 in dem außerordentlich stark besetzten Feld. „Das ist genau der Zeitbereich, den ich mir vorgenommen hatte. Ich bin sehr froh, dass ich nach der Enttäuschung von Düsseldorf nun das umsetzen konnte, was ich kann“, sagte Jan Fitschen.Bei den Frauen quälte sich Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) in 2:28:08 Stunden auf Platz neun ins Ziel. Die angestrebte persönliche Bestzeit (2:26:21) verpasste Sabrina Mockenhaupt deutlich, doch das Minimalziel, die Olympia-Norm von 2:30:00, erreichte sie. „Bis Kilometer 35 lief alles super, doch dann kam der Mann mit dem Hammer so richtig. Das war nicht das, was ich erreichen wollte. So schlecht sollte man im Marathon die letzten Kilometer nicht laufen“, erklärte eine enttäuschte Sabrina Mockenhaupt, die sich in der Vorbereitung auf das Rennen von ihrem Coach Thomas Eickmann getrennt hatte, der ihr Training erst vor knapp einem Jahr übernommen hatte.

Eine persönliche Bestzeit und die Norm für London 2012 lief Susanne Hahn (SV schlau.com Saarbrücken). Bei ihrem Comeback nach einer Babypause war sie nach 2:28:49 Stunden auf Platz elf im Ziel. „Die Norm war das Ziel, und ich wollte die guten Wetterbedingungen nutzen. Ich freue mich sehr, dass es geklappt hat. Ich wusste, dass ich in diesen Zeitbereich laufen kann“, sagte Susanne Hahn.