8.8.: Yuliya Zaripova: Die Zukunft liegt im Marathon : BMW Frankfurt Marathon

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Yuliya Zaripova auf dem Weg zum Olympiagold in London.

Den Namen Yuliya Zaripova sollte man sich merken. Es kann gut sein, dass sie in wenigen Jahren die nächste russische Weltklasse-Marathonläuferin wird. Die Hindernis-Olympiasiegerin liebäugelt mit einem Wechsel auf die klassische Distanz.

Yuliya Zaripova hörte einfach nicht auf zu rennen. Nachdem sie beim größten Triumph ihres Lebens die Ziellinie überquert hatte, lief die Russin einfach weiter. Ihre Ehrenrunde nach dem 3.000-m-Hindernisrennen im Londoner Olympiastadion war wahrscheinlich die schnellste bei diesen Spielen. Die 26-Jährige, die nun in einer Reihe die Europa- und Weltmeisterschaften sowie die Olympischen Spiele gewonnen hat, dominierte das Finale und gewann mit der Weltklassezeit von 9:06,72 Minuten.

„Ich wollte Gold gewinnen – aber ich habe noch nicht richtig realisiert, dass ich es wirklich geschafft habe“, sagte Yuliya Zaripova. „In der Zukunft möchte ich weitere Medaillen gewinnen – besonders natürlich Goldmedaillen.“

Um sich vollkommen auf die Olympischen Spiele zu konzentrieren hatte Yuliya Zaripova ihr Studium unterbrochen. Eigentlich sollte sie nach fünfjähriger Studienzeit in ihrer Heimatstadt Volgograd im Mai die letzten Prüfungen machen. „Diese werde ich nun im September nachholen“, erklärte die Sportstudentin. „Die erste Zeit des Trainings für London lief nicht so gut. Aber nach einer Weile wurde ich stärker und immer besser – dadurch war ich schließlich sehr zuversichtlich für London.“

Fit und optimistisch in London angekommen, gab es noch ein paar Hürden vor dem olympischen Finale für Yuliya Zaripova: „In unserem Zimmer hatten wir aus irgendeinem Grund kein warmes Wasser. Es war kalt, so dass wir nicht baden konnten.“ In den Nächten vor dem olympischen Finale konnte die Russin kaum schlafen vor Anspannung und Aufregung. „Ich habe nur wenige Stunden geschlafen und werde jetzt wohl auch kaum Schlaf finden können aufgrund der vielen Interviews und Termine, die auf mich zukommen. Aber darauf bin ich vorbereitet“, erzählte Yuliya Zaripova, die die verbleibenden Tage in London auch dazu nutzen wollte, um Souvenirs zu kaufen. 

In der Nähe von Volgograd geboren, war der Zugang zur Leichtathletik leicht für Yuliya Zaripova: Ihr Vater trainierte eine Gruppe von Kindern. Als sie jung war probierte sie verschiedene Disziplinen aus, unter anderem auch Weit- und Hochsprung sowie Kugelstoßen. Dann entschied sie sich zunächst für die 800-m-Strecke und schloss sich der Trainingsgruppe von Gennadiy Naumov an. Eine Kette von Ereignissen brachte sie schließlich zu den 3.000 m Hindernis: Zunächst heiratete sie und wurde 2007 Mutter einer Tochter. Noch bevor sie wieder mit dem Training beginnen konnte, starb ihr Trainer. Seine Nachfolgerin sollte dann Yelena Romanova werden, die er 1992 zum Olympia-Gold über 3.000 m geführt hatte. Doch noch vor der ersten Trainingseinheit verstarb auch die Olympiasiegerin. Hinzu kamen in dieser Phase auch noch private Probleme – ihre Ehe ging auseinander.

Trotz all dieser Rückschläge gab Yuliya Zaripova nicht auf. Sie schloss sich der Trainingsgruppe von Mikhail Kuznetsov an, der eine Reihe von Langstrecklerinnen betreut. Er riet ihr auf eine längere Distanz zu wechseln, und so entschied sie sich für die Hindernisstrecke. 2008 lief sie ihr erstes Rennen über 3.000 m Hindernis und erreichte zunächst 9:54,9 Minuten. Ein Jahr später gelang ihr ein Durchbruch, als sie in Berlin bei den Weltmeisterschaften Zweite wurde. Dabei steigerte sie sich auf 9:08,39 Minuten. Seitdem hat Yuliya Zaripova alle großen Meisterschaftsrennen gewonnen. Als sie 2010 Europameisterin wurde, bezwang sie Weltmeisterin Marta Dominguez auf heimischem Boden in Barcelona. Ein Jahr später wurde sie in Daegu (Südkorea) Weltmeisterin und lief dabei ähnlich offensiv von vorne wie im Londoner Olympiafinale. Und es gab noch eine Parallele zur WM: In Südkorea als auch in England gewann sie Gold jeweils mit persönlichen Bestzeiten. In Daegu steigerte sie sich auf 9:07,03 Minuten, jetzt lief sie 9:06,72. Das war eine Jahresweltbestzeit und die viertschnellste je gelaufene Zeit.

“Ich dachte, es würde schwerer werden, hier Gold zu gewinnen. Ich hatte die anderen Läuferinnen stärker eingeschätzt“, sagte Yuliya Zaripova-. „Ich hätte noch schneller rennen können, aber ich wollte kein Risiko eingehen.“ In der Zukunft will die Olympiasiegerin zur Marathonstrecke wechseln. Es gibt bereits ein gutes Beispiel für solch einen Wechsel innerhalb ihrer Trainingsgruppe: Tatyana Petrova-Arkhipova war 2007 bei den Weltmeisterschaften Zweite im Hindernisfinale und Jahr später Vierte in Peking bei Olympia. Jetzt gewann sie bei den Spielen in London Bronze im Marathon.

Text: race-news-service.com
Foto: photorun.net